Weg auf Hiddensee

erstellt am: 22.11.2018 | von: ingelore helbig | Kategorie(n): Hiddensee, Liste der Bilder

Öl auf Karton, 1911, 21 x30 cm

Privatsammlung Berlin

Beschreibung der Galerie Barthelmess & Wischnewski, Berlin:

Elisabeth Andraes Malerei wird nun immer stär­ker von der Kunst des Expressionismus geprägt: Starkfarbige, klar gegliederte Flächen stehen unmittelbar neben­einander und vereinfachen die Komposition. Der Rhythmus des Bildaufbaus be­stimmt nun deutlich die Wirkung ihrer Gemälde. Zudem entdeckt die Künstlerin in den Jahren um 1910 ein bis dahin in der deutschen Malerei häu­fig vernach­lässigtes Stilmittel für sich   den Pin­selstrich. Bislang hatten die Maler zu­meist ver­sucht, das „Gemachte“, die Faktur, eines Ge­mäldes nicht noch zusätzlich zu beto­nen. Nun aber, mit der Verbreitung des Werkes van Goghs, bekannten sich die jungen Künstler jedoch dazu. Sie wollten dem Betrachter nicht mehr nur eine möglichst illusionistische Wieder­gabe der Natur präsentieren   einen realistischen „Fensterblick“ sozusagen  , son­dern vielmehr eine persönliche Inter­pretation des Ge­sehenen. Und diese Inter­pretation verlangte geradezu da­nach, zu zeigen, wie und in wel­cher Stimmung das Gemälde ange­fertigt wurde. Zu­gleich wurde die Farbe als Ma­terie erkenn­bar ge­macht, indem die Künstler sie pastos und mit deutlich sicht­barem Pinselstrich auf die Leinwand oder den Karton setzten. Immer deutlicher schlug die Künstlerin nun den Weg in die Vereinfachung ein. Sie benutzte breite Pin­sel, die sie zwangen, ihre wohlüberleg­ten Striche prä­zise zu setzen, ohne dabei ihrer Spontaneität verlustig zu ge­hen. Auffallend an ihren Werken ist die hohe Musikalität. Nicht um­sonst spricht man vom „Farbklang“, den Eli­sa­beth Andrae meisterhaft beherrschte: Das helle Gelb der Sonnenflecken des in die Bildtiefe füh­renden Weges steht in einem wunderbar kom­plementären Gegensatz zu den verschiede­nen Blautönen des Himmel, aber auch jenen der Schattenpartien eben jenes Weges. Dieser ex­treme Gegensatz wird beruhigt von den unter­schiedlichen Grüntönen sowie dem „dämpfen­den“ Rotbraun des Feldes im Hintergrund. Elisa­beth Andraes Musikali­tät kommt aber auch in ihrer Strichführung zum Aus­druck: Dem Stakkato, mit dem die Felder gestaltet sind, stellt sie ei­nen geradezu tänzerischen Farb­auftrag gegen­über, der sich im Buschwerks findet.