An der Havel in Spandau

erstellt am: 05.02.2020 | von: ingelore helbig | Kategorie(n): Berlin und Umgebung, Pergamonmuseum, Liste der Bilder

Öl/Leinwand, 63 x 73 cm, um 1920

57. Auktion  Rudolstadt, März 2007, in Privatbesitz

 

vormals Galerie Barthelmess & Wischnewski, Berlin, Verkaufsausstellung 2001

Beschreibung der Galerie Barthelmess & Wischnewski, Berlin:

Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges lebte Elisabeth Andrae wieder vor allem in Berlin, das nun auch ihrem Bruder Walter Andrae, dem spä­teren Direktor des Pergamon-Museums, zur zwei­ten Heimat geworden war. Hatte sie seit Beendi­gung ihres Studiums im Jahr 1906 sowohl in Dresden als auch in Berlin gelebt und sich 1915 ganz in Sachsen niedergelassen, so suchte sie nun, da die moderne Kunst sich vor allem in der Hauptstadt abzuspielen schien, die Nähe zum Kunstgeschehen. Besonders das erst im Jahr 1920 eingemeindete, noch deutlich an eine märki­sche Kleinstadt erinnernde Spandau hatte es ihr ange­tan. Für viele ihrer Arbeiten, die sie in den fol­genden Jahren schuf, fand sie dort ihre Motive: Einerseits noch ländlich-idyllisch, doch anderer­seits bereits von der unaufhaltsam vordrin­gen­den Großstadt gekennzeichnet. In diesem her­vorragenden, sommerlichen Gemälde – ein Hauptwerk der Künstlerin – spürte Elisabeth Andrae Berlins Wurzeln als kleines Fischerstädt­chen an Spree und Havel nach: Aufgelassene Reusen unter gewaltigen Laub­bäumen stehen für diese Vergangenheit, während die am gegenüber liegenden Ufer aufragenden Miets­kasernen mit ihren im Sonnenlicht leuchtenden Brandmauern die Veränderung hin zur Großstadt anzeigen. All dies ist mit einer derartigen spontanen Leichtig­keit und den­noch überzeugenden farblichen wie formalen Sicher­heit vorgetragen, dass sich die Künstlerin als eines der ganz großen Talente des frühen 20. Jahrhunderts prä­sentiert, die den Vergleich mit weltberühmten Namen wie Kandinsky, Münter oder auch Jawlensky keines­wegs zu scheuen braucht.